Schönen guten Nachmittag,
gestern wurde in Tiegenort anlässlich des 665jährigen Bestehens des Dorfes ein (leider vollkommen verregnetes) Fest veranstaltet. Höhepunkt war die Enthüllung eines Gedenksteines vor der örtlichen Bibliothek mit der der Ortsgründung gedacht wurde.
In den Bibliotheksräumen fand eine Ausstellung statt in der einige Dokumente, Ansichtskarten, Fotos und Alltagsgegenstände aus früheren Zeiten gezeigt wurden.
Besonders interessant waren zwei Leihgaben des Staatsarchives Danzig. Mir wurde gesagt, es seien Kopien der Gründungsdokumente Tiegenorts. Ein Dokument konnte ich nur in einigen wenigen Worten lesen, das andere dagegen problemlos. Ich vermute, die eine Urkunde ist eine Kopie der originalen Handfeste (über die Ortsgründung?) und die zweite Kopie eine verkürzte Abschrift der ersten.
In der zweiten Urkunde heißt es:
[Stempel/Vermerke: "Staatsarchiv Danzig, Abt. 358, Nr. 73]
1349 Oktober 31. Marienburg
Hochmeister Heinrich Dusemer von Arffberg verleiht dem Matys,
des alten Starosten Sohn von Palschow, und den Einwohnern
des Dorfs "czum Tuhinorte" und ihren Erben daselbst 10
Hufen zu kölm. Rechte gegen Zins; ferner dem Matys
und seinen Erben den Kretschem daselbst mit 7 Morgen
Ackers gegen Zins. Kleine Gerächte. Kirchenabgaben an
den Pfarrer zum Thuenhayn (Tiegenort).
Zeugen: Winrick von Knypprode, Großkomthur Hermann
Rudorf Spittler, Ludwyk von Wolkinburg, Trappier und Johan
von Langerack, Treßler.
Marienburg, 1349 Aller Heiligen Abend (Oktober 31)
Orig. Pergt.[?] Siegel.
[Durchstrichen: "Wittichscher Nachlaß"]
[Vermerk: "Depositum des Dorfs Tiegenort"]
Es könnte sein, dass in dieser Abschrift ein kleiner Fehler ist. Es heißt dort "Kirchenabgaben an den Pfarrer zum Thuenhayn (Tiegenort)". "Thuenhayn" war jedoch nicht Tiegenort sondern Tiegenhagen.
Was mich interessiert: Ist DAS die Handfeste zur Ortsgründung? Soweit ich das interpretiere, ist das doch lediglich eine Verleihungsurkunde von 10 Hufen zusätzlichen zinspflichtigen Landes an das bereits bestehende Dorf Tiegenort sowie die Verleihung der Kruggerechtigkeit an Matys (war er auch Lokator?), den Sohn des alten Palschauer Starosten.
Wer kann mir evtl. Näheres sagen? Insbesondere auch eventuelle frühere Erwähnungen Tiegenorts?
Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang