Hallo Karin, bedenke es gibt heute nicht mehr viele Danziger, die noch aus
der Zeit vor 1945 in Danzig berichten können. Ich gehöre mit meinem
Jahrgang von 1928 zu den wenigen Leuten in Danzig, die aus der schlimmen
Vorkriegszeit berichten können, wie es Hitler schaffte seine Huldigung bei
der Danziger Bevölkerung zu erreichen.
Im Jahr 1936 wurde ich in die Müggenhahler Grundschule eingeschult. Es
ging zu der Zeit noch einigermaßen friedlich zu. Jeder Bürger der noch in
einer großen Arbeitslosigkeit auch in Danzig eine Arbeit hatte ging seine
Tätigkeit nach. Da kam Hitler, es gelang ihm die Arbeitslosigkeit von 6 Millionen
zunächst im Deutschen Reich zu beseitigen. Es brachte ihm viel Huldigung ein.
Es musste zugegeben werden,
nach dem Kriegseinbruch - Deutschland gegen Polen - fanden auch die Danziger
Bürger alle Arbeit.
im Jahr 1940 hieß es im deutschen angeschlossenen Rundfunk der Führer
besucht Danzig und wird heute die Bundes Straße Danzig - Praust passieren.
Da mussten doch alle hin, auch unser Lehrer Landes mit der ganzen Schule.
Wir kamen nach St. Albrecht und machten an der Radauen-Brücke Halt.
Alle warteten auf den Führer mit seinem Geleit. Die Leute waren fanatisch
nur einmal den Führer gesehen zu haben. Es muss zugegeben werden Danzig
erhielt wirtschaftlich in dieser Zeit nach 1939 einen Aufschwung. Die Arbeitslosen
Leute waren von der Straße, leider nur um welchen Preis. Hitler hatte den Aufschwung
durch Überschuldung des Ganzen Reiches und durch die Ausplünderung des jüdischen
Eigentums geschafft. Deutschland war pleite und es musste Geld gedruckt werden.
Die Folge war unser Geld hatte keinen Auslandswert mehr. Es wurde alles rationiert,
Lebens Mittel wurden nur auf Lebensmittelkarten verkauft. Es trat eine Notversorgung
für die Bevölkerung ein, weil diverse Einkäufe nur auf Bezugs-Scheine möglich waren.
Eine Unterversorgung war alltäglich. Geschäfte wurden geschlossen. Heimliche Lieder
wurden gesungen. " Schleichhandel und Schwarzhandel marschieren durch alle Gassen
Geschäfte fest geschlossen" usw. - Man durfte sich nur nicht bei solchen
Gesangsvereinen erwischen lassen, weil sonst das KZ fette Beute machte.
Es gingen auch Witze umher. "Warum die Wähler Hakenkreuz-Fahnen als Bettlaken
verwendeten, die Antwort war, dass die Armlöcher wissen konnten, was sie gewählt hatten.
Im Heimlichen wollten doch nur die Karriere-Macher das Hitler-System, der ehrliche Danziger
Bürger hatte die Nase voll von dem Nazi-System.
Einen schönen Gruß zum Wochen Anfang.
Danach sangen sie andere Schlager "nach jedem Dezember folgt wieder ein Mai.
Schöne Grüße
kurt m.