Vor 70 Jahren ist
… „die bedeutende und blühende Hansestadt Danzig, ein durch Jahrhunderte von ihren Bürgern kontinuierlich geprägtes Gemeinwesen, eine durch das einmal schöne Stadtbild Bürgerstolz und Tradition dokumentierende Stadt, 1945 untergegangen.“
Poralla, Peter: Unvergänglicher Schmerz, Hogast, Freiburg, 1998, S.6
Obwohl ich nur Gen-Danziger in der 2. Generation bin, muss ich in diesen Tagen verstärkt an unsere durch die Kriegswirren in Danzig zerrissene Familie denken. Zum Glück leben meine Großmutter, geboren 1927 und ihr Bruder, geboren 1924 in Danzig noch und können Auskunft geben über ihre Jugendzeit.
Vielleicht habt Ihr ebenfalls noch lebende Angehörige oder Bekannte die aus eigenen Erleben ihre Erlebnisse aus der Zeit des Untergangs berichten können und wollen.
Chronologie des Untergangs
Poralla, Peter: Unvergänglicher Schmerz, Hogast, Freiburg, 1998, S.404
Donnerstag, 22. März 1945
Durchbruch der Sowjettruppen bei Koliebken/ Adlershorst an die Ostsee.
Dadurch Abtrennung Gotenhafens (Gdingen) vom Danziger Kessel.
Freitag, 23. März 1945
Abends fällt Zoppot in die Hände der sowjetischen Verbände
Samstag, 24. März 1945
Kämpfe um Praust
Palmsonntag, 25. März 1945
Morgens geht Glettkau verloren und ein Teil von Oliva, abends Brösen. Brentau ist besetzt. Das letzte Schiff mit Flüchtlingen, die Ubena, verlässt den Danziger Hafen.
Montag, 26. März 1945
Ganz Oliva geht verloren. Ohra, Emaus und Pietzkendorf werden von der Roten Armee besetzt.
Kämpfe in Langfuhr auf Hochstrieß und am Flughafen.
Die deutschen Truppen räumen kampflos den Rest von Langfuhr.
Dienstag, 27. März 1945
Langfuhr ganz in russischer Hand. Schidlitz fällt, abends auch Neufahrwasser.
Kämpfe am am Holm.
Mittwoch, 28. März 1945
Beginn des sowjetischen Angriffs auf die Westerplatte.
Die Rote Armee dringt in Danzig ein. Noch kann die Mottlau als Front gehalten werden.
Die Deutschen beginnen Gotenhafen zu räumen.
Gründonnerstag, 29. März 1945
Schwere Kämpfe in Danzig, Straßenzug um Straßenzug geht verloren.
Die Sowjets erreichen Bürgerwiesen
Karfreitag, 30. März 1945
Letzte Kämpfe um Danzig. Rückzugsgefechte der Deutschen in Gotenhafen.
Karsamstag, 31. März 1945
Gotenhafen und Heubude von den Sowjets besetzt. Die Oxhöfter Kämpe wird trotz massiver Übermacht gehalten, wodurch bis zum 5.4.1945, 6 Uhr früh, alle Flüchtlinge und Soldaten nach Hela übergesetzt werden können.
Ostermontag, 1. April 1945
Meine Großmutter wird von den Russen von der Straße weg über Graudenz in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit knapp mit knappen 18 Jahren deportiert und wird 1948 in die SBZ entlassen.
Mittwoch, 25. April 1945
Pillau geht verloren, nun nur noch von der Nehrung, der Weichselmündung und Hela Rettung möglich.
Dienstag, 1. Mai 1945
Den Sowjets gelingt das Übersetzen auf die Frische Nehrung.
Narmeln geht verloren.
Donnerstag, 3 Mai 1945
Kahlberg geht verloren.
Samstag, 5. Mai 1945
Pröbbenau kann nicht mehr gehalten werden.
Montag, 7. Mai 1945
Die Sowjets erreichen Vogelsang und Bodenwinkel und damit das Ende der Nehrung. Wossitz, Trutenau und Gemlitz gehen verloren, am Tag danach Herzberg.
Mittwoch, 9. Mai 1945
Noch wird am Küstenstreifen zwischen Stutthof und Bohnsack sowie der östliche Teil der Halbinsel Hela gehalten. Selbst nach Beginn der Kapitulation können so Zivilpersonen und Soldaten nach dem Westen gerettet werden, entgehen also der Gefangenschaft. Tausende verlieren in russischer Gefangenschaft ihr Leben.