Es wurde die emotionale Zeitreise und vielleicht ist diese noch nicht zu Ende, es gibt ja noch reichlich offene Fragen. Doch erst einmal bin ich per Zug von Bitterfeld an die polnische Ostseeküste gefahren und in Gdansk/Glowny angekommen. Ich konnte mich bis dato immer auf mein Englisch verlassen und musste es oft anwenden, gerade junge Polen sprechen/verstehen gut. Dank der vielen Forenhinweise habe ich gleich im Bahnhofsgebäude Zloty eingetauscht und mir im Tunnel gegenüber den Aufgängen zur Tram die TouristCard (72h Nutzung) gekauft. Meine Unterkunft (Villa Lido) war nur 2 Stationen (Pohulanka) entfernt, die Tram 10 bzw 12 fährt dort hin. Die Bleibe habe ich bei booking.com kurz und bei holidaycheck. de ausführlich bewertet. Mit der Tram wure erst mal jede Linie bis zur Endstation abgefahren, so gleich "Komplettsightseeing" gemacht, um weitere interessante Punkte zu finden und später zu erkunden. Sonntag gings nach Oliwa in den Dom zur Morgenmesse- grandios! Durch den Park wieder zur Tram. Dann in Langfuhr in die S Bahn nach Gdynia eingestiegen und bis zum Hafen/Strandbereich/Flaniermeile. Achtung, wer nach Halbinsel Hel will: Wochentags 10 Uhr hin und 15 Uhr retour, also ca 4 Std Aufenthalt. Auch hier habe ich Spuren meiner Familie verfolgt, bin viele Jahrzehnte zurück gegangen. Zoppot ist ein schönes Städtchen am Meer und erinnert mich an Kühlungsborn, Binz oder Ahlbeck. Ich habe alles wiedergefunden und als ich dem Manager vom Grand Hotel eine alte Aufnahme zeigte, lud er mich sofort ins Haus ein, um es anzusehen. Auch auf der Mole habe ich an der Stelle gestanden, wo meine Mutter stand. Sie war einmal dorthin zurückgekehrt, 1960. Danzig ist sehr komplex, klar ist der Stadtkern mit seinen Sehenswürdigkeiten immer das Ziel. Ich hab mir diesen Bereich vom Riesenrad und einem Ausflugsschiff aus angeschaut- empfehlenswert. Mit der Tram war ich aber auch in Gdansk unterwegs, große Neubausiedlungen, dann am westlichen Strand ausgestiegen und gleich mal bis Sopot gelaufen. Essen und Trinken muss sein, die vielen Backläden bieten für kleines Geld leckere Sachen (als Kind letztmals gegessen: Seezunge, Liebesknochen, gefülltes Rohr) und das gedrehte Softeis. Die Fischsuppe und den gebratenen Dorsch im Strandlokal PRZYSTAN werde ich noch ewig lobpreisen und die Pirogi in der Markthalle. Für meine Rast unterwegs habe ich in den Läden Biedronka mit dem Marienkäferle sehr guten Kochschinken und Käse "Made in Poland" bekommen und an fast jeder Ecke frische Erdbeeren und Kirschen- lecker und seeeehr günstig. Schlussendlich habe ich mich nicht wie in Polen (ich weiss, Klischee) gefühlt, sondern in Europa. Die Infrastruktur stimmt, Vorurteile (so denn gehabt) wurden nicht bestätigt. Was die Zeit von 1939-1945 für die damals dort Lebenden (Polen und Deutschen/Danzigern) bedeutete, habe ich am Denkmal in Gdynia gegenüber dem Bahnhof gelesen und gesehen und freilich auch auf der Westerplatte. Das versuche ich (geb. 1961) nun alles einzuordnen