Während der Dreißigjährige Krieg durch Deutschland tobte,bildete die
turmreiche Stadt Danzig eine Oase des Friedens,wo sich in überraschender
Zahl Gelehrte,Baumeister,Künstler und Dichter zusammenfanden.
In dieser Zeit geistiger Hochspannung wurde Elisabeth Koopmann als
Tochter eines reichen Kaufmanns geboren.Wir wissen von ihrer Jugend
nur wenig,kaum mehr,als daß sie am 17.Januar 1647 das Licht der Welt
erblickte.Ihr Leben wurde bedeutsam,als sie,erst 16 Jahre alt,dem
52jährigen Astronomen Johann Hevelius die Hand zum Lebensbunde reichte
und dem alternden Manne bei seinen astronomischen Beobachtungen
viele Jahre hindurch mitarbeitend zur Seite stand.
An einem Sommerabend war es ,als die schöne und begehrendswerte
Elisabeth die hohen Treppen zur "Uranienburg",wie man die Sternwarte
in der Pfefferstadt nannte,hinaufstürmte,hatte ihr doch der verehrte
Gelehrte einmal versprochen,den Vollmond und die Planeten durch seine
selbstgebauten Fernrohre zu zeigen.Die Weiten des Himmels öffneten
sich ihr wie Tore zu einer anderen Welt.Mit freudiger Überraschung mag
der kinderlose und kinderliebe Mann,der vor kurzem seine Frau zu Grabe
müssen,sie dabei beobachtet haben.
Viele Besuche folgten,und dort,unter der Majestät des Sternenhimmels,
fanden sich Jugend und Alter.Im Jahre 1663 wurden sie zu St.Katharinen
getraut.Bei der Hochzeitstafel äußerte einer der Freunde scherzend,daß
der berühmte Astronom im Hause sich nunmehr nach zwei neuen Sternen
werde richten müssen.Die blutjunge Frau hatte es anfangs gewiß nicht
leicht,denn sie stand einem weitläufigen Hauswesen vor.Der Astonom
war nämlich noch ehrsamer Brauer und hochwohllöblicher Ratsherr.Die
Schlüssel zu dem weltberühmten Jopenbier,das unter dem Altstädtischen
Rathaus lagerte,trug er stets bei sich,und jedesmal,wenn eine Sendung
verfrachtet wurde,stieg er selbst hinab,um nach dem Rechten zu sehen.
mit derselben Gewissenhaftigkeit tat er das,wie er nachts zu den Sternen stieg;lebte doch seine Sternwarte zum größten Teil von dem,was er sich
als Brauer durch zähen Fleiß erarbeitete.
Gelehrte und Fürsten aus nahen und fernen Ländern kamen zu Gast,um
den von ganz Europa gefeierten Mann und seine weltberühmte
Sternwarte zu sehen.Seine ebenso kluge wie zielbewußte Frau wuchs
bald in diesen vielseitigen Pflichtenkreis hinein,ja nochmehr,sie wurde
Gehilfin auf ihres Mannes ureigenstem Gebiet,der Astronomie,der könig-
lichen Wissenschaft.Ihr reiches Frauenherz muß auch brennenden
Wissensdurst gefühlt haben,den ihr Mann zu stillen wußte.Sie war die
erste deutsche Frau,die sich tätig mitforschend der Beobachtung der
Gestirne widmete.Diese gemeinsame Liebe zur Wissenschaft band beide doppelt fest.
Ihr Mann schreibt darüber,die Frauen seien ebenso geschickt wie die
Männer im Beobachten,weil dabei alles auf Unverdrossenheit und
Übung vornehmlich ankomme.Unzählige Nächte mögen die beiden durch-
wacht haben,um dem Mond und den Sternen ihre Geheimnisse abzuringen.
Am Tage wurden dann die Beobachtungen in Ordnung gebracht,gezeichnet
in Kupfer gestochen.
Über drei Dachfirste hinweg lag die Plattform der Warte.Der Blick glitt
weithin über das Giebelgewimmel der Hansestadt und,wenn die Sonne
aufging,über die blaue Ostsee bis zur Halbinsel Hela.Dicht unter der
Sternwarte lagen die Druckerei und die Kupferstecherei;sicherlich schliff
Hevelius hier auch die Linsen,die er für seine Fernrohre brauchte.
Es war eine Dankesschuld,die Hevelius seiner jungen Geliebten und Gehilfin
abtrug,als er in einem seiner Hauptwerke,der "Machina coelestis",sich und
seine Frau auf der Sternwarte von dem Danziger Maler Andreas Stech
abbilden ließ:über den schwelenden üppigen Linien ihres Gewandes,wie es
die Barockzeit liebt,sitzt etwas eigenwillig hochgereckt ihr anmutig kluger
Kopf.Er ist ihrem Mann zugewandt,der,auf der linken Seite sitzend,am
großen Quadranten die Beobachtungen leitet.
Die Klugheit und Bildung von Elisabeth Hevelius überraschte viele Gelehrte.
Noch zeugt ein lateinischer Brief,den sie an einen Arzt schrieb,davon,wie
gewandt sie Latein zu meistern wußte.Dabei versäumte sie die wichtigsten
Frauenpflichten nicht:sie wurde Mutter eines Knaben und dreier Töchter.
Der Knabe war das ganze Glück des alternden Mannes;er nannte ihn
Johannes Adeodatus,der Gottesgeschenkte.In diesem Namen zeigte sich das ganze Vaterglück,aber auch sein heißer Dank an den Schöpfer.Als die
Sonne des Glückes im Zenit stand,trafen schwere Schicksalsschläge die
Eltern.Ihr zärtlich geliebter Sohn wurde ihnen durch den Tod entrissen,und
kaum hatten sie diesen Schmerz verwunden,vernichtete eine Feuerbrunst
an einem Sommerabend alles,was sie in Jahren rastloser Arbeit aufgebaut hatten:ihre Sternwarte,die Instrumente,die Häuser und fast alle Schriften.
Sie haben diese Schicksalsproben im Vertrauen auf Gott und ihre eigene
Kraft bestanden.
In der ganzen gelehrten Welt weckte die Katastrophe Widerhall,während
in der Stadt selbst gar mancher Neider sich schadenfroh die Hände rieb.
Sie warteten nicht vergebens auf Hilfe,und bald standen sie wieder an
ihrem Sextanten,hinausspähend ins Weltall.
Und doch sin die Schicksalsschläge nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen.
Ein Steinleiden warf Hevelius zwölf Wochen langaufs Schmerzenslager,bis
ihn der Tod abrief aus seinem an Arbeit reichen Leben.Nur sechs Jahre,
bis 1693,überlebte Frau Elisabeth ihren Lebenskameraden,aber nicht tatenlos;rastlos arbeitete sie weiter an der Herausgabe der noch ungedruckten Schriften ihres Mannes,eifrig tätig bis zum Schluß.
Im Danziger Landesmuseum Oliva befand sich eine Marmorbüste aus der
Zeit ihrer jungen Ehe.Das blühende Leben einer bedeutenden Frau wurde
hier in hartem weißem Marmorstein eingefangen.
Von Elsa Faber von Bockelmann
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Johannes Hevelius
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Johannes Hevelius (nach seinen Schriften in lateinischer Sprache, deutsch Johannes Hevel oder auch Johann Hewelcke, polnisch Jan Heweliusz; * 28. Januar 1611 in Danzig; † 28. Januar 1687 ebendort) war ein evangelischer Astronom und gilt als Begründer der Kartographie des Mondes.
Eine Gedenktafel vor dem Rathaus in Danzig zeigt folgenden Text:
Johannes Hevelius 1611-1687 Hervorragender Gelehrter und Astronom Schöpfer des Himmelsatlasses Entdecker vieler Kometen und Sternbilder Genialer Konstrukteur und Erfinder Bekannter Danziger Brauer.
Hevelius stammte aus einer reichen Danziger Patrizier Brauerfamilie. Nachdem er in Danzig von Peter Crüger ausgebildet wurde, studierte er 1630 Jura in Leiden, bereiste England und Frankreich, wo er unter anderem Pierre Gassendi (1592–1655), Marin Mersenne (1588–1648) und Athanasius Kircher (1602–1680) kennenlernte. 1634 ließ er sich auf dringende Bitten seines Vaters in seiner Geburtsstadt als Brauer des bekannten Danziger Jopenbiers nieder. Er heiratete am 21. März 1635 die zwei Jahre jüngere Katharine Rebeschke, die zwei benachbarte Häuser besaß. Im folgenden Jahr trat Hevelius in die Zunft der Bierbrauer ein und wurde 1643 Zunftmeister.
Als sein Vater 1649 gestorben war, verband Hevelius die drei Häuser und errichtete auf den Dächern ein großes Observatorium. Nach und nach besorgte er sich zahlreiche Instrumente, neben Linsenfernrohren auch Teleskope, mit denen er die Oberfläche des Erdmondes untersuchte. Aus dieser Zeit stammt sein berühmtes Werk Selenographia sive Lunae Descrptio ....
Hevelius wurde 1651 Ratsherr und schließlich auch Danziger Bürgermeister. Seit 1639 galt sein Hauptinteresse der Astronomie, auch wenn er sich sein Leben lang in städtischen Angelegenheiten engagierte. 1641 errichtete er ein hervorragend ausgestattetes Observatorium – u. a. mit einem selbstkonstruierten Teleskop von 45 m Länge. Auf ihn geht eine erste einfache Ausführung des Periskops zurück. Im Danziger Altstädtischen Rathaus richtete er den Kellerraum zur Lagerung des Jopenbiers ein.
Hevelius beobachtete Sonnenflecke, führte neue Sternbilder ein, erstellte Mondkarten und entdeckte die Libration des Mondes. Seine Untersuchungen des Mondes veröffentlichte er 1647 in seinem ersten größeren Werk Selenographia. In den Jahren 1652, 1661, 1672 und 1677 entdeckte er vier Kometen. Aufgrund seiner Beobachtungen stellte er die These auf, dass Kometen die Sonne in parabelförmigen Bahnen umkreisen.
In 1661 wurde ein Halophänonem in Danzig beobachted und Hevelius beschrieb es dem Pfarrer Georg Fehlau an der Sankt Marienkirche in Danzig, welcher es aufschrieb als: Siebenfältiges Sonnenwunder oder sieben Nebensonnen, so in diesem 1661 Jahr den 20. Februar neuen Stils am Sonntage Sexagesima um 11 Uhr bis nach 12 am Himmel bei uns sind gesehen worden. 1662 druckte Hevelius das Buch Mercurius in sole visus bei Simon Reiniger in Danzig, worin er das Danziger Halophänonem beschreibt.
Ebenfalls 1662 starb Hevelius' erste Frau, Katharine. Ein Jahr später heiratete er die junge Kaufmannstochter Elisabeth Koopman (1647–1693). Vier Kinder entstammen dieser Ehe. Elisabeth unterstützte Hevelius tatkräftig und gab nach seinem Tod auch zwei seiner Werke heraus.
Im Mai 1679 kam der junge Edmund Halley (1656–1742) auf seiner Reise durch Europa auch nach Danzig. Er wohnte im Haus von Hevelius, und beide Astronomen arbeiteten etwa vier Wochen zusammen.
In der Nacht vom 26. auf den 27. September 1679 brannte seine Sternwarte ab, auch seine Bücher und Instrumente wurden ein Raub der Flammen. Hevelius machte sich zwar sogleich an den Wiederaufbau, erlebte die Fertigstellung aber nicht mehr.
Hevelius gilt als einer der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit und wurde von vielen Seiten unterstützt, so z. B. von Ludwig XIV. von Frankreich und dem polnischen König Jan Sobieski III., dem er das Sternbild Schild (Scutum) widmete. Der zeitgenössische Astronom Johann Jacob Zimmermann entwarf eine Art von Himmelsglobus nach Hevelius' Fixsternregister.
Johannes Hevelius starb am 28. Januar 1687, seinem 76. Geburtstag, in seiner Geburtsstadt Danzig. Sein Grab befindet sich in der Danziger Katharinenkirche.