In den Unterlagen meiner Mutter fand ich folgenden Bericht, der , meine ich, wert ist, auch heute noch gelesen zu werden. Die Autorin ist Elisabeth Burkhard, geschrieben hat sie den Bericht 1948 auf Gut Garkau in Holstein.
Ein Danziger, der bis vor wenigen Wochen in seiner Heimatstadt arbeitete,. floh jetzt nach den Westzonen. Auf seinen Schilderungen fußt folgender Bericht :
27 Gebäude haben in Danzig die Kampfwochen von 1945 und den großen Brand, den die roten Truppen nach ihrem Einmarsch legten, überstanden. Zu ihnen gehörte der Riesenstein klotz der ehem. Arbeitsfront, das Gericht, Gefängnis und Polizeipräsidium. Alles andere versank. Und über die leer gebrannten kahlen Plätze zieht wie ein quälendes Grillengezirpe der polnische Sind-Sang einiger pagenköpfigen Schulmädchen auf dem Wiebenwall von der süßen Puppe Nataschka. 500 Schritte weiter beginnt eine tote Stadt. Sie heißt heute Gdansk.
Das Langgasser Tor, der Eingang zur Stadt blieb. Ab und zu saust eine Straßenbahn hindurch. Polnische Hausfrauen fahren von einem Vorort zum anderen, um einzukaufen. Selbst die wenigen Fußgänger, die in aller Eile auf ihrem Weg zum neuen Konfektionshaus in der Breitgasse den Torbogen passieren, achten nicht auf die 2 eingemeißelten Sprüche zu ihren Häupten : "Durch Eintracht wachsen kleine Staaten, durch Zwietracht stürzen die großen ", lautet der eine und "es müsse Frieden sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen", der andere. Weisheiten vergangener Jahrhunderte.
Die schlanken reichgeschmückten Patrizierhäuser der Langgasse sind nicht mehr. Brennessel und Grasgestrüpp überwuchert die Trümmer. Einsam steht links ein heiles Haus : das Pennäler Cafe Weitz., rechts der Grabhügel des Uphagenhauses.
Da ich jetzt etwas anderes machen muß, schreibe ich morgen weiter, Gruß von Ada