aus: Zentralblatt der Bauverwaltung 5. Juli 1919
====================================
(redaktionell leicht überarbeitet)
Der Sachverständige für Gewitterschäden, Wilhelm Preuß in Danzig-Langfuhr berichtet über einen bemerkenswerten Blitzschlag.
Am 12. Juni 1916 wurde die Heilige-Leichnam-Kirche in Danzig (westlich vom Hauptbahnhof) vom Blitz getroffen, während die altkatholische Gemeinde gerade ihre Abendmahlfeier abhielt!
Der Einschlag beschädigte zunächst das Turmkreuz und fuhr dann unter der Bleibekleidung des Schaftes abwärts. Diese Bekleidung wurde wie von einem Sprengschlag an einigen Stellen aufgebeult. Unterhalb der Laterne zeigte die Kupferdeckung des geschweiften Daches an der Innenseite der Gratfalzung vertiefte kreisrunde Schmelzspuren und ein großes Stück des Bleches war auf den Hof hinabgeschleudert (Bild 1).
Weiterhin rollte der Blitz das bleierne Zifferblatt der Turmuhr halb auf, dabei entstanden an ihm grobnarbige Spuren plötzlicher Erhitzung und Wiedererkaltung. Durch das Zeigergetriebe war die Entladung in das auf dem Kirchenboden aufgestellte Uhrwerk gelangt (Bild 2).
Dieses war stark beschädigt. Durch die plötzliche Entwicklung eines sehr starken Luftdruckes wurde die Verbretterung des Werkgehäuses teilweise herausgerissen und zersplittert, eine Brettertür wurde 13 m weit durch den Bodenraum geschleudert und ein Teil der Ziegeldeckung auf die Straße hinabgeworfen.
Von hier verteilte sich der Blitz auf die Metallrohre der Lichtleitung, zerstörte diese und insbesondere den Stromzähler und die Sicherungen völlig, wobei die Porzellanteile abgesprengt und die Gummiumhüllungen zerrissen wurden. Die Metalladern wurden spurlos verbrannt.
Der Hauptstrom fuhr jedoch hinter dem Hauptaltar abwärts, warf Säulen und Figuren herab und zerriss die vordere Lederbekleidung des Altartisches (Bild 3).
Dabei entwickelte sich ein solcher Luftdruck, dass die Bleiverglasungen dreier Fenster völlig herausgeschleudert, die der übrigen beschädigt wurden und auch in dem benachbarten Hospital noch Scheiben zersprangen. Trotz dieser gewaltigen Wirkungen wurde weder jemand von der versammelten Gemeinde, noch der am Altar amtierende Pfarrer verletzt! Dieser wurde zwar eine kurze Strecke vorwärtsgeschleudert, hatte aber die Geistesgegenwart, ein an dem Altarbilde sich zeigendes Flämmchen mit seinen Händen auszudrücken.
..... das hätte auch anders ausgehen könnenn. .....
Peter