Aus "Unser Danzig", 1961, Heft Nr.15, vom 05.08.1961, Seite 10:
Der Danziger Dominik
Am 5. August jeden Jahres wurde von den Danziger Glocken der Dominik eingeläutet. Ursprünglich war es ein Krammarkt, der bereits seit Mitte des 13. Jahrhunderts alljährlich anlässlich des kirchlichen Festes (Ablassfest) am Tage des heiligen Dominikus abgehalten wurde. Aus weiten Teilen unseres Vaterlandes, ja, aus Böhmen und dem Sudetenland kamen die Marktleute und boten ihre Waren an. Anfänglich hatte er seinen Stand auf den Plätzen um die Dominikanerkirche (St. Nicolai). Mit den Jahren gewann der Dominik immer mehr an Umfang und wurde an andere Plätze unserer Stadt verlegt. Da standen die Rummelsburger mit Stoffen, Strickwolle usw. in der Schilfgasse, auf Mattenbuden hatten die Porzellan- und Steinguthändler aus Böhmen, dem Erzgebirge und nicht zu vergessen die Kähne aus der Tolkemiter Gegend mit Tonwaren ihre Stände. Wer denkt nicht noch an Großmutters irdenes braunes Kaffeegeschirr. Aus ihm soll der Kaffee am besten geschmeckt haben. Auch die Hersteller von Holzwaren wie Leitern, hölzerne Kochlöffel, Quirle, Wäscheklammern (40 Pfennig das Schock) und andere Geräte aus Holz standen auf Mattenbuden. Eine Bude fehlte nie - sie erinnert uns besonders an unsere Kinderzeit -, der Türke „Ali Baba" mit seinen orientalischen Süßwarenspezialitäten. Eine Portion türkischer Honig kostete 10 Pfennig.
Der Großteil der Markthändler stand auf Langgarten. Hier beherrschten die Honigkuchenbuden mit den weltberühmten Thorner Honigkuchen von Hermann Thomas und Gustav Weese das Feld. Ein Päckchen Katharinchen oder Lauchen wurde von jedermann gern erstanden. Ohne sie war kein Danziger Dominik zu denken.
Aber auch alle anderen Artikel des täglichen Gebrauchs wie Spielwaren, Haushaltsgeräte, Textilwaren aller Art, Gablonzer Schmuck und Schmuck aus dem Erzgebirge. Nicht vergessen sollen aber die Ausschreier sein, die jedes Jahr die Neuheiten der Industrie auf den Markt brachten. Als Kinder konnten wir oft stundenlang vor diesen Ständen stehen und die oft an Zungenartistik grenzenden, von Humor getragenen Anpreisungen hören. Wer einen Gegenstand für eine Mark erstand, der bekam oft noch sechs, acht oder sogar zehn andere Dinge dazu. Man musste sich fragen, was an Kaufpreis für den zuerst angebotenen Gegenstand übrig blieb.
Mit den Jahren gesellte sich zum Krammarkt auch noch der Rummel mit seinen Karussells und Schaustellungen der verschiedensten Art. Besonders beliebt war - o Gaudi unserer Jugend - die Rohwedersche Berg- und Tal-Bahn. Zu den Belustigungen auf einer Fahrt gehörten Papierschlangen und eine Pfauenfeder. In den ersten Jahren des Films bauten auch die Wander-Kinematographentheater ihre Zelte auf. Eine Wildwest- oder Afrikaschau - damals besaß Deutschland noch Kolonien - zeigte die wildesten Männer aus dem Urwald oder dem afrikanischen Busch. Nach Schluss der Schaustellung konnte man die wilden Männer dann in ganz zivilisiertem Zustand ihren Behausungen in Ohra oder Schidlitz zuwandeln sehen. Starke Männer, „Hau dem Lukas" und unendlich vieles mehr und nicht zuletzt die Drehorgeln schafften einen ohrenbetäubenden Lärm. Aber es war ja Dominik, und diese eigene Symphonie gehörte eben dazu.
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Wolfgang