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Thema: Bodenwinkel

  1. #1
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard Bodenwinkel

    Aus "Unser Danzig", 1956, Heft Nr.3, vom März 1956, Seite 15:

    Bodenwinkel

    Bodenwinkel, das zwischen dem Frischen Haff und der Ostsee auf der Frischen Nehrung lag, war das größte Fischerdorf. Von seinen rund 1.500 Bewohnern (mit Kindern) waren die meisten Fischer. 22 Fischereifahrzeuge waren vorhanden, von denen immer zwei zusammengehörten. Auf jedem Boot waren drei Mann beschäftigt, der Eigentümer, der sogenannte selbständige Fischer, und zwei Gehilfen. Mit diesen Booten, genannt Angelkähne, konnte nur im Frischen Haff gefischt werden. Ihre Besitzer waren die Bodenwinkler Gardefischer, die anderen waren die Kleinfischer. Jeder Fischer konnte auch die Fischerei auf der Ostsee betreiben, und zwar mit Flundern- Lachs-, Herings- und Breitlingsnetzen. Einige Fischer haben auch mit der Angel Flundern gefangen, doch war das eine sehr mühselige Arbeit. Im Winter wurde auch auf dem Eise gefischt, dazu verwandten die Fischer Eisschlitten.

    Mancher Danziger wird sich noch an die frischen und geräucherten Flundern und Aale erinnern können und ebenso an die schönen Süßwasserfische, die von Bodenwinkel auf den Markt kamen. In Bodenwinkel gab es etwa zehn Räuchereien.

    Bodenwinkel hatte zwei zweiklassige Volksschulen, zwei Gasthäuser, zwei Bäckereien und eine Mühle. Auch Landwirte und Händler waren in dem Ort, von denen Haase und Görke dem Namen nach noch bekannt sein dürften.

    Bodenwinkel war ein langgestrecktes Dorf, eine Reihe Häuser lag vorne am Haff und eine weitere hinten am Walde. Hier war im Jahre 1919 von der staatlichen Behörde der Freien Stadt Danzig Land zum Bebauen verkauft worden. Jeder Käufer musste sich jedoch selber das Land urbar machen, das war eine mühevolle Arbeit, doch in den Jahren 1920 bis 1930 wurden über 40 Häuser gebaut.

    Viele Sommergäste kamen nach Bodenwinkel, um hier ruhige Tage zu verbringen. Sie werden gewiss gern daran zurückdenken, denn die Bodenwinkler waren friedliche gastfreundliche Menschen.

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    Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.

    Weitere Verwendungen / Veröffentlichungen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch den Rechteinhaber:
    Bund der Danziger
    Fleischhauerstr. 37
    23552 Lübeck

    Bei vom Bund der Danziger genehmigten Veröffentlichungen ist zusätzlich ist die Angabe "Übernommen aus dem forum.danzig.de" erforderlich.

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    Viele Grüße aus dem Werder
    Wolfgang
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  2. #2
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    Standard

    Hallo Wolfgang,

    als gelegentlicher Besucher dieser Seiten danke ich für Deine vielen Beiträge. Ich habe längst nicht alle gelesen. Und doch bin ich beeindruckt von Deinem großen Engagement in diesem Forum.

    Nun habe ich zu dem Ort Bodenwinkel ein paar Fragen, die du - vielleicht aber auch andere Leser - beantworten können:

    Auf einigen polnischen Webseiten wird eine erste Erwähnung Bodenwinkels auf das Jahr 1643 datiert. Eine erste Kirche soll im Jahre 1680 von einem Mann Namens H. Wilhelm Ramseyowi finanziert/errichtet (?) worden sein.

    Weiß jemand, auf welches Quellenmaterial sich diese Informationen beziehen. Ich kann leider kein polnisch und habe im Netz hierüber auch keine Informationen gefunden.

    Gibt es historisches Kartenmaterial, in das möglicherweise Bodenwinkel eingetragen ist.

    Wann und wo wurde der Ort/Siedlungsplatz Bodenwinkel erstmalig in Dokumenten erwähnt?

    Ich wünsche allen Lesern ein gesegnetes Neues Jahr

    Joachim1

  3. #3
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Zitat Zitat von joachim1 Beitrag anzeigen
    Nun habe ich zu dem Ort Bodenwinkel ein paar Fragen, die du - vielleicht aber auch andere Leser - beantworten können:
    Hallo Joachim,

    meine ganzen Unterlagen habe ich (noch) in Deutschland, werde also erst in gut zwei Wochen wieder darauf zurückgreifen können.

    Sollte ich nicht mehr von alleine auf das Thema zu sprechen kommen, dann bitte erinnere mich hier noch einmal mit einer Anfrage.

    Aber vielleicht hat der/die Eine oder Andere auf eine oder mehrere Fragen Antworten?
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  4. #4
    Forum-Teilnehmer
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    Standard Bodenwinkel

    Hallo Wolfgang,

    ich wünsche Dir erst einmal ein gutes Neues Jahr.

    Vielen Dank für Deine kurze Information hier im Forum. In der Zwischenzeit habe ich mich ein wenig weiter in die Vergangenheit getastet. In dem Buch Ostseebad Stutthof - Flucht und Vertreibung aus Ostdeutschland fand ich eine ganze Liste mit Namen von Einwohnern aus dem Ort Bodenwinkel. Diese Namen in Kombination mit dem Ort Bodenwinkel habe ich einmal in eine Suchmaschine eingegeben. Dabei konnte ich mich zumindest bis zum Jahre 1726 zurücktasten. Ab diesem Zeitpunkt scheint die Siedlung bewohnt gewesen zu sein. Davor habe ich leider bisher noch nichts gefunden. Es klafft also noch eine Lücke.

    Vielleicht hat jemand einen Rat, wo ich nachschauen könnte.

    Joachim1

  5. #5
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    Standard

    Kann leider nur mit einem winzigen Appetithappen für deinen Informationshunger aufwarten:

    Grüneberg, Die Danziger Nehrung, Danzig, Orig. nach 1934, hier Nachdruck hrsg. vom Bund derDanziger, o. J., S. 25f.:

    ... der alte Ordenshof Stutthof ... Der Gutshof wurde 1734 von den Russen abgebrannt. Auf der ganzen Nehrung gingen damals 150 Gebäude in Flammen auf; nur 29 blieben erhalten...

    Weitere drei Kilometer bringen uns nach Bodenwinkel. Es hieß schon 1643 Budenwinkel, womit auch die Haffbucht bezeichnet wurde. 1650 stand hier nur die "Danziger Bude" Im sog. "Englischen Hof" hatte sich ein Engländer als Krämer niedergelassen. Im 18 Jh. entstand um diesen Hof herum ein Abbau des Kämmereigutes Stutthof als Fischersiedlung. Anfang des 19 Jh. wurde es selbständiges Dorf...

    Das Heftchen enthält im Anhang eine Literaturliste, auf die sich der Verfasser auch bei seinem Text gestützt haben dürfte.

  6. #6
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Hallo Rüdiger,

    der "Englische Hof" gehörte meines Wissens nach immer zu Stutthof. Bodenwinkel grenzte an die Ländereien des Englischen Hofes. Der Englische Hof erhielt seinen Namen 1678 als ihn William Ramsey von Gergen Rost kaufte und dort einen Krug bzw. ein Schankhaus einrichtete.
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